Nikolaus war ein guter Mann!
Der Nikolaustag ist für jedes Kind ein besonderer Tag. Trotz vorweihnachtlichem Einkaufsrummel verfügt die Heiligengestalt über eine ungebrochene Faszination. Eine zeitgemäße Heiligenverehrung muss allerdings einige Hürden überwinden. Neben der Kommerzialisierung ist es vor allem sein Missbrauch als Erziehungshilfe, die die Tradition des Nikolausfestes überschattet. Es liegt in der Hand von Eltern und vor allem von Nikolausdarsteller/innen, den Heiligen Nikolaus in seiner ursprünglichen Bedeutung deutlich zu machen - als engagierten Christen, der sich um Schwache und Notleidende kümmerte und als Fürsprecher der Kinder auftrat.
„Der Heilige Bischof Nikolaus ist der Schutzpatron der Kinder und verweist so auf das Tun Jesu, Kinder in die Mitte zu stellen. Er macht in der Zeit des Advents sichtbar, dass wir diese Mitte brauchen und freudiges Teilen ganz tief in uns verwurzelt ist“, beschreibt Pater Bernhard Pesendorfer, Diözesanseelsorger der Jungen Kirche, den heiligen Nikolaus. Bei der alljährlichen Nikolausaktion am Mittwoch, 6.12. in der Grazer Herrengasse zeigt die Katholische Jungschar den sympathischen Heiligen als Vorbild und eröffnet Kindern einen angstfreien Zugang zu ihm. Nähere Infos dazu finden Sie am Ende der Seite.
Wer war Nikolaus?
Nikolaus von Myra wurde im Alter von 19 Jahren zum Priester geweiht wurde Abt im Kloster von Sion nahe seiner Heimatstadt. Um ihn ranken sich viele Legenden: Als seine Eltern starben, erbte er ihr Vermögen und verteilte es an Arme. Mehrere junge Mädchen aus seiner Nachbarschaft bewahrte er damit davor, von ihrem Vater verkauft zu werden. Später wurde Nikolaus Bischof von Myra. Die Legende zeichnet ihn als temperamentvollen Streiter, aber auch diplomatischen Vermittler. Überlieferte Wunder sind dir Rettung von Gefangenen und Schiffbrüchigen und die Erweckung toter Kinder. 325 nahm Nikolaus am 1. Konzil von Nicäa teil. Kämpferisch ging er der Legende nach gegen die Lehre des Arianismus vor; die Legende erzählt, dass er deren Verfechter Arius während des Konzils geohrfeigt habe. Gesicherte historische Nachrichten über das Leben und Wirken von Nikolaus gibt es allerdings nicht.
Der Kult um Nikolaus entwickelte sich zu Beginn des 6. Jahrhunderts. Im 14. Jahrhundert entstand der Brauch des Bischofsspieles in Klosterschulen, wo ein Schüler für einen Tag als Bischof fungieren durfte. Daraus entstand der Brauch, dass Nikolaus die Kinder beschenkt. „Santa Claus“, der Kindern in der Heiligen Nacht Geschenke verteilt, geht auf den Niederländischen „Sinterklaas“ zurück, den Auswanderer nach Amerika brachten. In einem 1823 veröffentlichten Gedicht mit dem Titel „The Night before Christmas“ wurde das Pferd zum Rentier, ergänzt durch einen fliegenden Schlitten, der „vom Nordpol kommt“. Besonders die Werbung von Coca Cola in den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts führte zur weltweiten Popularität des Santa Claus.
Wie Nikolaus feiern?
Einige Tipps für die Feier zuhause:
- Die Nikolausfeier nicht für die Kinder, sondern mit ihnen gestalten, zum Beispiel zusammen den Raum schmücken, Süßigkeiten und Getränke vorbereiten.
- Sich selbst mit der Heiligengestalt vertraut machen. Es ist sehr hilfreich, wenn man selbst einiges über das Leben des Bischof Nikolaus weiß und zumindest eine oder zwei Legenden erzählen kann. Schon im Vorfeld einer Nikolausfeier kann darüber viel mit den Kindern gesprochen werden, das gemeinsame Anschauen von Bilderbüchern ist dabei eine gute Hilfe.
- Den Heiligen Nikolaus nicht als Erziehungshelfer missbrauchen. Die Tradition des Nikolaus-Brauchtums verführt Mütter und Väter dazu, mit dem Kommen des Nikolaus zu „drohen“. Das macht Kindern Angst und kann – je nach individueller Verfassung – im Einzelfall auch zu kritischen psychosomatischen Reaktionen führen. Das öffentliche Aufzählen von angeblich schlechtem Verhalten („Sündenregister im Goldenen Buch“) ist für Kinder erniedrigend und beschämend – und eignet sich zudem nicht als wirkungsvolle Erziehungsmaßnahme. Kinder erleben es vielmehr als Vertrauensbruch ihrer Eltern, wenn sie draufkommen, von wem eigentlich der Nikolaus seine „Allwissenheit“ hat...
- Keine Angst vor möglicher „Entzauberung“. Erwachsene argumentieren gerne damit, dass kindliche Phantasie möglicherweise zerstört wird, wenn kein „richtiger“ Nikolaus auftritt. Gerade das Spiel mit Verkleidung regt aber im besonderen Maße die Phantasie der Kinder an, sodass sie durchaus den/die Nikolausdarsteller/in für „echt“ einschätzen, auch wenn sie vielleicht schon über die Hintergründe des Nikolaus-Brauchtums Bescheid wissen. So ist es also eine Bereicherung einer Nikolausfeier, wenn der/die Darsteller/in nicht bereits fertig verkleidet vor die Kinder tritt, sondern sich erst mit deren Hilfe umzieht.
- Geschenke, die Freude bereiten. Geschenke gehören zum Nikolausfest, aber sie sind nicht das Wichtigste. Es sollten Kleinigkeiten sein, die Freude bereiten. Auch wenn die Zeremonie mit dem Gabensack zu jeder Nikolausfeier dazugehört, sollte für die Kinder klar bleiben, welche Geschenke sie von ihren Eltern und welche sie wirklich vom Nikolaus bekommen.
Josef Promitzer / Katrin Leinfellner