BENEFIZLESUNG - herzzerreißend - herzerfüllend -
Am Donnerstag, 5. Mai 2022 fand eine berührende Benefiz-Lesung mit und für aus der Ukraine geflüchtete Menschen im Brunnenhof der Grazer Stadtpfarre statt.
Johannes Ithaler, Leiter des Grazer Freundeskreis Max Frisch und Initiator dieser Benefiz-Lesung, begrüßte die zahlreichen Gäste im Brunnenhof.
Herzzerreißend: Moderator Robert Hautz setzte fort: „Der Grund, warum wir uns heute treffen, ist sehr traurig; ja, sehr, sehr traurig! [kurze Atempause] Desto mehr freut es mich, dass wir nicht nur eine Benefiz-Lesung für die Ukraine machen, sondern gemeinsam mit betroffenen Menschen aus der Ukraine.
Zum einen hat Olena Mishchii, eine aus Kiew stammende Cellistin, die seit 2007 in Graz lebt, die musikalische Umrahmung übernommen."
Herzzerreißend: "Zum anderen hat mir Olena bei der Anfrage von ihrer herausfordernden Situation erzählt, dass schon über fünfundzwanzig von ihren Verwandten und Freunden nach Graz geflüchtet sind, um die sie sich kümmert. Daraus entstand die Idee, die Spenden konkret für sie zu sammeln; und, dass fünf von den geflüchteten Ukrainer:innen heute hier mit uns sind, die wir sehr herzlich begrüßen! [Applaus] und Olenas Tante von der Kriegs- und Fluchterfahrung berichten wird, sofern es ihr emotional möglich ist.“
Herzzerreißend: die Erinnerung an den schrecklichen russischen Angriffskrieg in der Ukraine, der leider noch immer, Tag für Tag, brutal weitergeht.
Herzzerreißend: als Olenas Tante Tetiana - zum Teil unter Tränen - den Kriegsausbruch in Kiew schilderte. Als immer mehr Raketen in der Nähe einschlugen, Verwandte starben, die Angst, selbst zu sterben so groß wurde, dass sie sich mit weiteren Verwandten innerhalb von fünf Minuten zur Flucht entschied: nur das bei sich, was sie am Leib trug, Reisepass und etwas Geld. Es folgte eine sehr anstrengende und gefährliche Flucht mit Autos, Bussen, … und drei schlimmen, ungewissen Tagen, bis sie schließlich nach Graz kam, in Sicherheit war und ihre Nichte Olena endlich umarmen konnte.
Den Österreichern ist sie sehr dankbar für die herzliche Aufnahme und, dass sie ein zweites Gewand und Schuhe bekam, die sie stolz herzeigte.
Herzerfüllend: als Olena die ukrainische Hymne eingangs spielend, sich die Ukrainer spontan von den Plätzen erhoben und das Publikum ihnen folgte.
Herzerfüllend: dass zehn steirische Autorinnen und Autoren kurze Texte zum Thema Krieg, Frieden, Freiheit lasen:
* Für die Literaturblüten: Elisabeth M. Jursa, Michael Benaglio
* Für die Steirischen Autoren: Wentila De la Marre, Duanna Mund
* Für den Grazer Literaturclub: Simone Philipp, Anton Christian Glatz
* Für den Lebringer Literaturkreis: Ulrike Sbaschnik-Nagi, Susanne Niebler
* Für den Grazer Freundeskreis Max Frisch: Daniela Camhy, Wolfgang Straßnig
Herzerfüllend: als Olena das Cello Präludium von Bach aus der 1sten Cello Suite oder den Anfang des Haydn Cello Konzerts in C-Dur 2ten Satz wunderschön erklingen ließ; aber auch berührende Stücke ihrer Heimat spielte und abschließend die kirchliche ukrainische Hymne „Bozje jedynyj, velykyj“ („Der große, einzige Gott“), die die Augen und Herzen des Publikums zum Strahlen brachten, das Leid der Ukrainer für kurze Zeit vergessen ließ und mit großem Applaus vom Publikum belohnt wurde.
Herzerfüllend: als Daria, Olenas 16-jährige Nichte, das Gedicht „Ich werde durch meine Tränen lachen. Inmitten der Katastrophe Lieder singen. Ohne Hoffnung, Hoffnung leben“ von Lesia Ukrainka (1871-1913) in ukrainischer Sprache vortrug.
Herzerfüllend: als Susanne Niebler auf die Wichtigkeit der kleinen Schritte für den Frieden hinwies und Robert Hautz bekräftigte, dass Unfriede nicht erst im Krieg beginnt, sondern, dass die Linie zwischen Gut und Böse durch jedes Herz verläuft. Somit jede und jeder einen Beitrag leisten kann und eingeladen ist, Friedenstifterin und Friedenstifter zu sein.
Herzerfüllend: die anschließenden Begegnungen bei einem Glas Wein, Saft oder Wasser mit den Ukrainern und den anderen Gästen.
Herzerfüllend: dass 1.100 € an Spenden der überaus glücklichen und dankbaren Olena Mishchii überreicht werden konnten.
Dieser herzzerreißende und herzerfüllende Abend war, - wie so oft im Leben - ein Geben und Nehmen, ein Empfangen und Geben, im Erleben von grenzverbindender Kultur, Literatur, Musik und vielen wertvollen Begegnungen. Möge er ein kleiner Beitrag zum heißersehnten „Wunder des Friedens für die Ukraine und ganz Europa“ sein, wie Bischof Hermann Glettler in seinem Friedensgebet formulierte.
Robert Hautz