JUBILÄUMSFEIERN - 25 Jahre Kircheneck
Um dieses Jubiläum gebührend zu feiern, wurde zu drei Willkommenstagen sowie einem Festakt im Stadtpfarrsaal geladen.
Die Literatinnen und Literaten der Brunnenlesungen waren zu einem spannenden Dialoggespräch mit persönlichem Austausch und die Geschäftsleute der umliegenden Geschäfte zu einem Umtrunk mit Brötchen eingeladen.
Festakt
Zum Festakt begrüßte Kircheneckleiter Robert Hautz mit großer Freude 50 Gäste. Er betonte das „Hören“ als einen wesentlichen Aspekt im Kircheneck. "Echtes Zuhören ist gelebte Nächstenliebe. Dem Anderen in seinem Anderssein Raum zu geben, ist das große Ziel. Das ist nicht einfach, aber wenn es gelingt, geschieht Begegnung, die dem Menschen guttut und heilsam ist."
Generalvikar Erich Linhardt erinnerte in seinem Grußwort daran, dass die im Kircheneck gelebte Art der Mission - nämlich unaufdringlich auf die Menschen zuzugehen, sie so anzunehmen, wie sie sind und den Glauben zu bezeugen, wenn sie danach gefragt werden - auch Vorbild für Pfarren und Seelsorgeräume ist.
Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr ließ schriftlich mitteilen: „Danke für die liebe Einladung aber vor allem für die wertvollen Aktivitäten. Nicht alle habe ich bisher bemerkt. Umso schöner zu hören, was ihr alles macht. Genauso muss Gemeinschaft funktionieren. Schön zu wissen, dass ihr damit vielen Orientierung und Halt gebt. Das ist in diesen Zeiten sehr wichtig.“
Gott ist im Gespräch dabei
Die Festrednerin Marlies Prettenthaler-Heckel, Theologin und Leiterin des Hauses der Stille, sprach zum Thema: ZUKUNFT CITYPASTORAL - ORTE DER HOFFNUNG.
[Originaltöne:] „Wir feiern heute 25 Jahre absichtslose Zuhör-Kompetenz. Die Kompetenz des hörenden Herzens. Und diese kann Leben retten! Ihr eröffnet einen Dialog in der Hoffnung, dass Gott im Gespräch dabei ist. Gastfreundschaft ist Freundschaft, die ich niemandem schulde, sondern die ich Fremden anbiete. Aber es ist nicht nur GEBEN. Es ist auch NEHMEN. Fast immer ist in der Begegnung mit anderen etwas dabei, was mich selbst verändert, inspiriert, bereichert, formt, tiefer nachdenken lässt.
Ihr ladet auf kreative Weise zu Grundhaltungen christlicher Spiritualität ein: Zum Danken mit dem Dankesbaum, zum vertrauensvollen Bitten an das Christkind mit der roten Krippe, zum Segnen unter dem roten Segenstor. Ihr macht aufmerksam auf unsere Geschöpflichkeit mit dem Aschekreuz to go und auf das Genießen von Literatur und Musik bei den Brunnenlesungen.
Seit 25 Jahren holt die Citypastoral in Graz so die Kirche aus dem Eck. Auch Menschen holt ihr aus dem Eck, in das sie aus unterschiedlichsten Gründen geraten sind.
Was hier geschieht, ist Zukunft und macht zuversichtlich. Weil euer Einsatz dem Handeln Jesu nahekommt, der den blinden Bartimäus fragt: ‚Was soll ich dir tun?‘ Dieser Zugang ermächtigt Menschen.
Du, Robert, stehst für mich mit deiner ganzen Person für Mission: ‚Geht hinaus und verkündet das Evangelium‘. In einer Reihe mit den Zeugen Jehovas oder den Mormonen, die in der Herrengasse missionieren, gilt es die Pädagogik der Liebe zu entdecken, des Augenblicks, des Zuhörens, der Gastfreundschaft, die weniger im Wort als im Sein die Liebe Gottes verkündet. Die Botschaft des Evangeliums ist revolutionär und hat auch heute das Potential, die Welt zu retten.“
Erfahrungsberichte aus dem Grazer Kircheneck
Robert Hautz bat zum einen Michael Murg und Ernestine A. Delgado, zwei Ehrenamtliche um ihre Erfahrungen beim Dienst im Kircheneck und zum anderen zwei regelmäßige Gäste um ihre Erfahrungen.
Michael Murg berichtete von einem langen positiven Gespräch mit einem aus-der-Kirche-Ausgetretenen, der viele Ansichten der Kirche so noch nicht gehört hatte. Auf die Frage, ob er jetzt wieder eintreten würde, antwortete er lachend: "Nein, das nicht, aber wenn Sie Dienst haben, komme ich gerne wieder.“
Ernestine A. Delgado stellt sich gerne auf die Herrengasse zum Stehtisch mit dem „Wort Gottes zum Mitnehmen“, das sehr gerne mitgenommen wird. Dabei ergeben sich oft kürzere oder längere Gespräche mit Tiefgang.
Johannes Ithaler, Schriftstelle und Leiter des Grazer Freundeskreises Max Frisch, bedankt sich für diesen Ort der Gastfreundschaft, zu der er immer wieder gerne auf ein Gespräch und einen Kaffee kommt.
Der Schriftsteller und Leiter des Grazer Literaturclubs, Anton Christian Glatz, gratulierte der Kirchenleitung zu diesem offenen und einladenden Ort der katholischen Kirche, an dem auch er sich als langjähriger Ausgetretener willkommen fühle. Die Brunnenlesungen und vor allem die Thomasgespräche, die er gemeinsam mit Robert und Johannes initiiert und entwickelt habe, sind Formate, in denen unterschiedliche Meinungen und Weltanschauungen wertschätzend zur Sprache kommen und daher besonders wertvoll sind.
Abschließend lud Robert Hautz zum festlichen Umtrunk mit Brötchen und einer viergliedrigen Geburtstagstorte, die er gemeinsam mit Maria Hartmann anschnitt. Neben vielen guten und freudigen Begegnungen feierten die Gäste bei flotter Musik. Dass die „Bischöfliche Hauskapelle“ so tolle und fetzige Musik spielt, hätte er nicht gedacht, meinte ein Gast.
Robert Hautz