Klanglicht 2024 - im Rückspiegel
Grazer Dom
Atemberaubende Licht-Klang-Räume
„Das war einfach großartig“, zeigten sich BesucherInnen begeistert, die Laurenz Theinerts „Visual piano“ im Grazer Dom miterlebten. Der renommierte deutsche Künstler schuf mittels einer Art Klaviatur aufregende mediale Lichträume mit 360° Panorama-Projektionen, die die Dimensionen weiteten und ein Gefühl von Grenzenlosigkeit vermittelten. „Mir geht es in meiner Kunst immer um Wahrnehmung“, so Theinert: „Es ist wichtig für unsere Gesellschaft, gemeinsame Erlebnisse zu haben“.
Seine Lichtperformance trat zudem in einen Dialog mit Live-Orgelkonzerten von Domorganist Christian Iwan, Domkapellmeisterin Melissa Dermastia und dem österreichischen Komponisten und Musiker Wolfgang Mitterer. Dabei reagierten Musik und Bilder spontan aufeinander und wurden gänzlich im Moment der Aufführung erzeugt. Für den Künstler „ein Träumen mit offenen Augen und Ohren“.
Stadtpfarrkirche Graz
Der Mond ist aufgegangen
Ein gewaltiger Anblick bot sich auch beim Eintritt in die Grazer Stadtpfarrkirche, wo der international gefragte britische Künstler Luke Jerram eine Nachbildung des Mondes mit sechs Metern Durchmesser vom Gewölbe herab ins gotische Kirchenschiff hängte. Es sei das erste Mal, dass sein „Museum of the Moon“, das schon Millionen Menschen weltweit begeisterte, in einer Kirche in Österreich zu sehen sei, freute sich der Künstler. „Wir Menschen blicken seit 200.000 Jahren zum Mond hinauf“, erklärt Jerram seine Faszination: „Er ist Teil unserer Menschheitsgeschichte und beeinflusst seit jeher die unterschiedlichsten Kulturen weltweit. Er inspiriert Religionen, Musik, Poesie und Literatur.“ Wobei sich von Ort zu Ort die Interpretation der Betrachtenden ändere: „In einer Kirche schwingt immer eine Art Transzendenz mit. Dort denken wir plötzlich an den Ursprung des Universums, an das Göttliche im Mond oder sogar an unsere eigene Beziehung zu Gott.“
Zu den hochauflösenden NASA-Satellitenbildern des Mondes, die mit dem sanften Licht von innen verschmolzen, war auch eine wunderbare Surround-Sound-Komposition zu hören: Darin verwob der mehrfach ausgezeichnete Komponist Dan Jones die Original-Töne der Apollo-Mondmissionen mit klassischer Musik, Claude Debussys „Clair de Lune“ und Klängen aus der Natur. Schon von der Herrengasse aus eindrucksvoll zu sehen, zog es große Besucherströme in die Stadtpfarrkirche, wobei viele nach der staunenden Betrachtung des riesigen Trabanten noch still im Seitenschiff der Kirche für eine Andacht verweilten und Kerzen anzündeten.
„Wir sehen alle denselben Mond“, stimmt Jerram nachdenklich: „Aber in der Realität sehen wir niemals die dunkle Seite des Mondes.“ Und er erzählt berührt von der Begegnung mit einem kleinen Mädchen, das ihn fragte, ob er den Mond nach der Ausstellung wohl auch wieder zurückbringen würde.
Gertraud Schaller-Pressler