Sonntag des Wortes Gottes
Predigten von Bischof Wilhelm Krautwaschl aus dem Jahr 2020
Inhalte aus dem Sonntagsblatt
- Ich bin angesprochen. Ein Impuls von Herbert Messner.
- Offen gesagt: Wozu ein „Sonntag des Wortes Gottes“? Gedanken von Dr. Inge Lang
„Nur“ Wort-Gottes-Feier vs. muss immer Messe sein?
Ein Artikel aus dem Seelsorgeraumblatt Kaiserwald Juni 2020 von Pfarrer Claudiu Budãu.
Wer Gott ehren und kennenlernen möchte, kann nicht weg schauen, weil „nur“ eine Wort-Gottes-Feier gefeiert wird. Religiöses Brauchtum, Volksfrömmigkeit, die gesamte Liturgie muss an eine vernünftige Auseinandersetzung mit dem Gotteswort rückgebunden sein. Daher auch die wesentliche Rolle und der eigene Stellenwert der Wort-Gottes-Feier in unserer Gottesdienstordnung, nicht „nur“ als Ersatzmesse und Notlösung, weil kein Priester vor Ort ist, sondern weil wir als kirchliche Gemeinschaft von der Bereicherung einer vielfältigen und lebendigen Liturgie profitieren und leben wollen. Unseren Liturgieschatz haben wir bei Weitem noch nicht ausgeschöpft.
Mit der Dogmatischen Konstitution „Dei Verbum“ gab das Zweite Vatikanische Konzil einen bedeutenden Impuls für die Wiederentdeckung des Wortes Gottes und in der liturgischen Konstitution „Sacrosanctum Concilium“ wurden Wortgottesdienste im Jahre 1963 konkret empfohlen, um die Liturgie als Ort der Gegenwart des dreieinen Gottes und der Begegnung mit ihm zum „Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt“, und zur „Quelle, aus der all ihre Kraft strömt“ zum Ausdruck zu bringen.
Damit wurde eigentlich die alte Tradition der Kirche wieder aufgegriffen, die eine Ähnlichkeit zwischen dem Leib Christi und dem Wort Christi herstellt. Der Bischof von Hippo und Kirchenlehrer Augustinus († 430) schrieb zu seiner Zeit: „Wer nachlässig das Wort Gottes aufnimmt, macht sich nicht weniger schuldig, als wer durch Nachlässigkeit den Leib Christi auf die Erde fallen lässt.“
Einen solchen eigenständigen Wortgottesdienst nennt man in Abgrenzung vom Wortgottesdienst als Teil der Heiligen Messe und anderer sakramentlicher Feiern im deutschen Sprachgebiet mittlerweile Wort-Gottes-Feier. In der Wort-Gottes-Feier haben wir sehr viele Möglichkeiten, uns selbst mehr und mehr „unter das Wort Gottes“ zu stellen, indem wir es hören, es feiern und es leben und in diesem tiefen Sinn Gemeinschaft, „Kommunion“ mit dem Wort Gottes halten so wie auch die Eucharistie als „Mahl der Gemeinschaft“ bezeichnet wird. Und wenn wir über die Bedeutung des Wortes Gottes ernsthaft nachdenken, dann verstehen wir, warum eine Abwertung der Wort-Gottes-Feier eigentlich keinen Platz in der Kirche hat.
Stärker als innerhalb der Eucharistiefeier kann bei solchen Wort-Gottes-Feiern den Schriftlesungen und ihrer Auslegung Raum gegeben werden. Aus diesem Grund gibt es für die Wort-Gottes-Feier einen eigenen Ablauf, damit eine deutliche Abgrenzung zur Heiligen Messe bemerkbar wird. Ein Merkmal findet sich bereits am Anfang, so kommt nach den Christusrufen kein Gloria. Ein weiteres Kennzeichen ist der Friedensgruß/das Friedenszeichen, der/das nicht nach dem Vater unser folgt, sondern bereits nach dem Glaubensbekenntnis gebetet wird. Sehr wichtig ist der sonntägliche Lobpreis als „Höhepunkt“ des Feierns; wir werden uns bewusst, dass der Sonntag als erster Tag der Woche etwas Besonderes ist. Aus diesem Grund wird bei diesem Lobpreis dem Sonntag als Tag der Ruhe und Gott für die Schöpfung gedankt – nach diesem Lobpreis folgt dann der Hymnus oder ein Gloria. Dazu spielen Zeichenhandlungen eine wichtige Rolle, den Menschen das Wort Gottes näher zu bringen. Diese können in vielfältiger Weise geschehen und machen die Feier lebendig und zu etwas Besonderem.
In der heutigen „wortinflationären“ Zeit dürfen wir Christen das Wort nicht unterschätzen und übersehen: Im Gegenteil, wir sind ihm gegenüber verpflichtet, IHM einen wichtigen Platz in unserem Leben und in der liturgischen Feier einzuräumen. Wer Gott wirklich für uns ist, was er wirklich von uns möchte, was er letztlich für SEINE Kirche möchte, erfährt man am ehesten, am unmittelbarsten und am getreuesten dort wo er sich selbst offenbart hat: in seinem Wort, im Wort der Hl. Schrift. Und wer Gott sucht, dem bleibt nichts anderes übrig, als sich mit seinem Wort, mit dem Wort der Bibel auseinanderzusetzen.
Abgesehen von den intensiven Vorbereitungen der vom Bischof beauftragten Wort-Gottes-Feier-Leiterinnen und -Leitern und Diakone um eine schöne und sinnvolle Gestaltung der Wort-Gottes-Feier, ist es wertzuschätzen, mit wie viel Mühe und Eifer sie sich mit dem Wort Gottes auseinandersetzen und ihren Dienst am Tisch des Wortes zum Wohle der Gemeinschaft treu tun. Ein herzliches Vergelt’s Gott dafür!
Claudiu Budãu, Pfarrer